Querschläger - Kultband aus dem Lungau

Stellungnahme der Querschläger
zum Gewinn des Tobi-Reiser-Preises 2008

Wir bedanken uns bei der Jury, die den Mut aufbrachte einen ungewöhnlichen Schritt zu tun und uns diesen Preis einstimmig zuerkannt hat.

Einen Punkt wollen wir an dieser Stelle aber nicht verschweigen:

Wir haben uns, als wir von der Wahl erfuhren, Bedenkzeit erbeten und darüber diskutiert, ob wir den Preis annehmen sollten oder nicht, denn der Name Tobi Reiser ist nicht nur mit herausragenden Leistungen für die traditionelle Volksmusik, sondern auch mit Positionen und Zitaten aus der Zeit vor 1945 verbunden, die unseren Einstellungen diametral gegenüberstehen und von denen wir uns mit aller Nachdrücklichkeit distanzieren wollen.

Und da er dazu nach 1945 leider nicht mehr Stellung bezogen hat, steht er in gewissem Sinne auch exemplarisch für eine Volkskultur der Nachkriegszeit, die, ohne ihre Rolle in der Nazidiktatur aufzuarbeiten, kommentarlos wieder zur Tagesordnung übergegangen ist.

Wir haben den Preis trotzdem angenommen und freuen uns wirklich sehr darüber, weil gerade seine Verleihung an uns ein Zeichen dafür ist, dass in der Volkskultur etwas in Bewegung ist, alte Verkrustungen aufbrechen und Strömungen stärker werden, die den Blick nicht nur verklärend in die teilweise verdrängte Vergangenheit, sondern auch in die Gegenwart und Zukunft richten und die so diesen Bereich der Kultur unseren Vorstellungen einer zeitgemäßen Volks- und Alltagskultur des beginnenden 21. Jahrhunderts näher bringen.

- einer Volkskultur, die auch das heutige Leben und Lebensgefühl der Menschen in allen seinen Facetten und Schattierungen widerspiegelt

- einer Volkskultur, die die althergebrachten Formen also auch in einen gegenwärtigen Kontext stellt und sich nicht nur in deren Erhaltung und Pflege erschöpft

- einer Volkskultur, die der Tatsache Rechnung trägt, dass wir nicht mehr in unzugänglichen und hermetischen Landstrichen sondern im vernetzten "Globalen Dorf" leben.

- einer Volkskultur, die sich nicht dafür hergibt, andere auszugrenzen, sondern eine, die durch die Stärkung der eigenen Identität die Bereitschaft fördert, Fremdes kennen zu lernen und Brücken zu bauen

- einer Volkskultur, in der nicht - von wem und wodurch auch immer legitimierte - Gremien und Personen bestimmen, was in ihr Platz hat und was nicht

- einer offenen Volkskultur der Vielfalt und des ständigen Wandels

- einer Volkskultur, an deren Ecken und Kanten nicht so lange gefeilt wird, bis sie sämtliche Konturen verliert und in ein gewünschtes Schema passt

- einer Volkskultur, in der auch hinterfragt werden darf (ohne gleich der Blasphemie bezichtigt zu werden)

- einer Volkskultur, die nicht vorrangig von der Form sondern auch von Inhalten geprägt ist

- einer Volkskultur, die sich nicht als inhaltsleere Kulisse und Staffage für touristische und wirtschaftliche Interessen benutzen lässt

- einer Volkskultur, die nicht willige Öffentlichkeitsplattform für Lokal- und Landespolitiker, welcher Coleur auch immer, sein will

- einer Volkskultur, die aufmüpfig ist und sich nicht bevormunden lässt

- einer Volkskultur also, die in ihrer Gesamtheit unsere demokratische, pluralistische Gesellschaft widerspiegelt

- und, um den Kreis gedanklich zu schließen, einer Volkskultur, die deshalb niemals willfähriger Diener und schmückendes Beiwerk der Mächtigen ist, sondern eine, die es - wem auch immer - möglichst schwer macht, sie zu missbrauchen und vor seinen Karren zu spannen.

Wir haben diesen Preis angenommen, weil wir glauben, dass es wichtig ist, auch diesen Bereich der Kultur und Gesellschaft mit kritischen Positionen zu besetzen.

Und wir wünschen allen, die für die oben genannten Inhalte stehen alles Gute und viel Kraft und Ausdauer für deren Umsetzung. Wir werden weiterhin versuchen, mit unseren Liedern und unserer Arbeit unseren Teil dazu beizutragen.

oktoberjodler

hui-di-e-å, jå-de-hei-jå
hui-di-e-å, jå-de-hei-i-e
hui-di-e-å, jå-de-hei-jå-di-e
hui-di-å

fi ålle
de wås gråd steahnt
wånn da wind waht
a wånn s gråd koa renommee nid is

fi ålle
de wås steahbleibnt
wånn da wind auf oamål draht
singa ma des

hui-di-e-å - jå-de-hei-jå
hui-di-e-å - jå-de-hei-i-e
hui-di-e-å - jå-de-hei-jå-di-e
hui-di-å

fi ålle
de wås gånz allo
a en regn steahn
t volla zweife und oft volla schiss

fi ålle
de wånn s sei muaß
nåchand a no weitageahnt
singa ma des

hui-di-e-å - jå-de-hei-jå
hui-di-e-å - jå-de-hei-i-e
hui-di-e-å - jå-de-hei-jå-di-e
hui-di-å